So wurde die Original Laggies Gleiswendel aus der Taufe gehoben

Wir schrieben das Jahr 1986. Zu dieser Zeit führte ich mit meiner Frau in Wendlingen am Neckar ein Modelleisenbahnfachgeschäft mit dem Namen „Die Eisenbahn“. Eine Rezession, in der wir uns gerade befanden, bestimmte unser Handeln. Viele Dinge, die man sonst ohne zu überlegen gekauft hätte, wurden zurückgestellt. Mit einem Wort: Das Geld war knapp! Auch wir in der Modelleisenbahnbranche bekamen es zu spüren.

 

Mit gewaltigen Schritten näherte sich das Jahr seinem Ende. In der Familie hatten wir besprochen, dass unser ältester Sohn Helmut, mit seiner Familie zum Jahreswechsel zu uns kommen sollte. Er wohnte in Umkirch bei Freiburg. Wie immer, meine Frau hatte alles bestens vorbereitet. Kartoffelsalat und Würstchen gab es am Abend. Für die Nacht hatte sie sich einige Leckerbissen ausgedacht.

 

In gemütlicher Runde saßen wir nun in unserem Wohnsimmer und ließen die letzten Stunden des Jahres an uns vorüberziehen. Richtigerweise müsste ich hier sagen, wir ließen das Jahr 1986 Revue passieren. Denn neben unseren kleinen Sorgen, die wohl jeder hatte, sprachen wir auch über die Zukunft unseres Geschäfts. Lt. diverser Voraussagen sollte es ja im kommenden Jahr, ausgelöst durch die bereits genannte Rezession, eine weiter wirtschaftliche Verschlechterung geben.

 

Es war so weit, die Uhr zeigte an, dass sich in wenigen Sekunden das Jahr 1986 verabschieden wird. Mit einem Glas Sekt in der Hand begrüßten wir das neue Jahr. Jeder wünschte dem Anderen alles Gute, vor allem aber Gesundheit. Ein nicht zu übersehendes Feuerwerk ließ das Jahr 1987 in neuem Glanz erscheinen.

Nachdem sich alles wieder ein wenig beruhigt hatte, führten wir unsere Gespräche fort. Mein Sohn Helmut, der seit einigen Jahren ein Büro als selbstständiger Statiker hatte, bemängelter, dass wir ständig auf den Besuch eines Kunden warten müssten. Mit den Worten: „Sage mal Vater, gibt es denn keine Möglichkeit ein Produkt auf den Markt zu bringen, das dir einen Marktanteil sichert?“ Hierauf konnte ich zunächst nur antworten: „Nein mein Junge. Ohne einen riesigen Kapitalaufwand ist da nichts zu machen. Was dem kleinen Modelleisenbahner fehlt, ist mehr Platz durch größere Räume und diesen kann ich auch nicht zur Verfügung stellen.“

 

Doch dann hatte ich eine Idee!!

 

Und diese Idee war die Geburtsstunde der Original Laggies Gleiswendel, welche in diesen Tagen ihr 25 jähriges Jubiläum feiert, wenn auch nicht mehr unter meiner Regie.

 

In unzähligen Gesprächen, die ich mit meinen Kunden führte, bekam ich immer wieder zu hören, dass ihnen, um in eine höhere Etage zu gelangen, der notwendige Platz fehle. Der Steigungswinkel sollte, um einen einwandfreien Zugverkehr zu gewährleisten, eine Steigung von drei Prozent nicht übersteigen. Der Hobbyeisenbahner hatte aber in der Regel nur eine Plattengröße in der Länge von 2,5 Metern und in der Breite von 1,5 Metern zur Verfügung. Diese Kundenwünsche hatte ich nun in meinen weiteren Überlegungen einbezogen.

 

„Ja“, sagte ich dann plötzlich zu meinem Sohn, „ich habe doch eine Idee! Und mit dieser Idee währe ich zurzeit der Einzige, der etwas Derartiges anbieten würde, eine Gleiswendel.“

Nun begann ich, die in mir verankerte Idee zu erläutern. Mein Sohn und Statiker sollte mir sagen, ob das, was ich nun von mir gebe, machbar ist. Also begann ich mit meinen Erläuterungen:

1)     Ich nehme einen Kreis, abgestimmt auf den Radius R 360 der Systeme Märklin, Roco u. Fleischmann. Den Kreis teile ich auf in sechs gleichen Segmenten a 60° = 360°. Diese Aufteilung ist notwendig, um beim Aufbau Spannungen zu vermeiden.

2)     Als Etagenhöhe nehme ich den HO Maßstab 1 zu 87.

3)     Den HO Maßstab teile ich durch die 6 Segmente. So erhalte ich eine gleichbleibende Steigung.

4)     87mm geteilt durch 6 Segmente ergibt eine Steigung von 14,5 mm je Segment.

5)     Der äußere Ständer wird um eine Schrägneigung zu erhalten, um 3mm verlängert.

 

In weiteren Gesprächen zwischen mir und meinem Sohn wurden dann die Feinheiten so wie auch die Produktionsmöglichkeiten besprochen.

 

Schon aus Kostengründen legte ich fest, Holz zu verarbeiten. Der Zufall wollte es, dass ich einen Schreinermeister fand, der mir die ersten Muster für meine Segmente fertigte. Er lieferte mir diese Segmente in einer Qualität und Präzession, die mich begeisterte. Meine erste Gleiswendel baute ich auf und zeigte sie auf einer Messe für den Hobbyeisenbahner, dem großen Publikum. Der Erfolg war überwältigend. Schnell wurde mir klar, auf so ein Produkt hat der weniger geübte Hobbyeisenbahner gewartet.

 

Nach ca. zwei Jahren stellte sich dann aber heraus, dass an meinem Produkt Schwachstellen sichtbar wurden. Auf der nächsten Nürnberger Spielwarenmesse bekam ich es dann auch zu spüren. Die Umsätze gingen gewaltig zurück. Die Kunden beschwerten sich, dass meine Segmenthalterungen zu schnell abgebrochen sind. Spätesten nach dem zweiten negativen Messetag beschloss ich, es muss sich etwas ändern. Genügend Zeit hatte ich ja an meinen Stand. Ich setzte mich hin und kreierte ein aus Kunststoff bestehendes Ständersystem. Um dieses Ständersystem, so wie es heute noch nach fünfundzwanzig Jahren angeboten wird, herzustellen, hatte ich ja schon bei meinen ersten Überlegungen, die Voraussetzungen geschaffen. Auch hierbei hatte der Kostenfaktor Priorität. Ich musste also mein neues Konzept so konzipieren, dass ich mit so wenig wie möglich Werkzeugen auskam. Noch auf der Spielwarenmesse hatte ich mir die ersten Kostenvoranschläge eingeholt. Sie lagen zwischen 50.000,00 und 60.000,00 Deutsche Mark.

Ich stellte mir die Frage: „Welche Spritzwerkzeuge benötige ich?“

Ich begann so, wie auch später eine Gleiswendel aufgebaut werden sollte. Ich benötigte:

Für den Innenständer, eine Bodenplatte mit einer Höhe von 1mm und für den Außenständer, eine Bodenplatte mit einer Höhe von 4mm. Dieser Höhenunterschied war notwendig, um die geforderte Schrägneigung zu erhalten. Auf diese Bodenplatten wird später der Ständer aufgesteckt und erhält so seine Festigkeit.

Am Ende des ersten Segments benötigte ich ein Ständerteil von 14,5 mm. Am Ende des zweiten Segments benötigte ich 2 X 14,5 mm. Am Ende des dritten Segments benötigte ich einen kleinen Ständer, der eine Höhe 43,5 mm hatte. Am Ende des vierten Segments benötigte ich einen Ständer von 43,5 und einen 14,5 mm. Am Ende des fünften Segments benötigte ich 1 X 43,5 und 2 X 14,5 mm. Am Ende des sechsten Segments war die Etagenhöhe erreicht und die Ständerhöhe betrug 87 mm.

Ein weiteres Spritzwerkzeug benötigte ich für die einsteckbar Segmenthalterung, sowie für die Ständerabdeckung.

Es war mein Ziel, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das beim Hobbyeisenbahner auch höchsten Ansprüchen gerecht wird. Nach nun 25 Jahren darf ich mit Recht für mich in Anspruch nehmen, dieses Ziel mit der Original Laggies Gleiswendel erreicht zu haben.

 

ENDE